Ich lebe noch! - Meine ersten 2 Monate in Costa Rica im Überblick
Ich bin jetzt seit knapp zwei Monaten in Costa Rica und melde mich nun das erste Mal bei euch. Da mein Laptop beim Flug leider kaputt gegangen ist und die Reparatur und alles drum herum sehr lange gedauert hat, komme ich erst jetzt dazu, über meine ersten zwei Monate zu berichten. Da vor allem in den ersten Wochen sehr viel passiert ist, wird dieser Bericht etwas länger werden. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen!!
Anreise
Zuallererst mal zu meinem Flug über den Atlantik an das andere Ende der Welt nach San José/ Costa Rica: am 17. September ging es für mich morgens früh mit ca. 15 weiteren Freiwilligen von Frankfurt nach Paris los. Ich hatte direkt am ersten Tag ziemlich Glück und musste trotz erheblichem Übergepäck (Koffer: 29kg und Rucksack 15kg) nichts extra bezahlen. Von Paris sind wir dann ca. 11 Stunden direkt nach San José geflogen. Die Zeit verging zwar eher langsam, aber für eine so lange Strecke (ca. 9500km) ist es unglaublich, wie schnell ich dann doch in Mittelamerika angekommen bin. Obwohl wir tatsächlich endlich da waren, konnte ich es immer noch nicht richtig realisieren, dass ich hier jetzt ein Jahr wohnen werde. Ich glaube, so richtig habe ich es immer noch nicht realisiert.
Am Flughafen bekam ich dann meinen ersten Schock: ich hatte ein wichtiges Dokument für mein Visum zu Hause vergessen. Ich habe mir vor meinen Augen schon ausgemalt, dass ich nicht einreisen darf und die Nacht allein am Flughafen verbringen muss. Zum Glück habe ich das Dokument dann doch nicht gebraucht und ich konnte „normal“ einreisen.
Am Flughafen wurden wir schon von Don Carlos (dem Chef von Visioneers Costa Rica) erwartet. Er hat uns alle + Gepäck mit einer kleinen „Buseta“ (= kleiner Privatbus) abgeholt und zum Hostel gefahren. Das Seminar fand zufälligerweise im 20 Minuten vom Flughafen entfernten Heredia statt, wo ich während meines Freiwilligenjahres auch wohnen werde. Es war leider schon dunkel, weshalb wir nicht so viel gesehen haben. Nur der laute und starke Verkehr ist uns direkt aufgefallen.
Anfangsseminar
Im Hostel wurden wir dann von den 20 restlichen Freiwilligen begrüßt, die schon vor uns angekommen waren. Nachdem wir uns alle auf den neuesten Stand gebracht und das erste Mal zum Abendessen „Gallo Pinto“ (Nationalgericht) gegessen haben, sind wir alle müde von der Reise ins Bett gefallen. Vorher hat mich noch ein weiterer kleiner Schock getroffen: die eiskalte Dusche. Hinterher habe ich dann aber zum Glück erfahren, dass sie nur falsch eingestellt war und ich doch warm duschen kann;)
Die Nächte auf dem Seminar waren meistens sehr kurz. Das lag zum einen an unserem Jetlag (als es bei mir 10 Uhr morgens war, war es in Deutschland schon 18 Uhr), und zum anderen daran, dass die Sonne hier sehr früh (6:30 Uhr) aufgeht, wovon wir wach geworden sind. Dafür ist es abends aber auch schon um 18 Uhr dunkel.
Nach dem Frühstück hat dann auch schon das Seminar begonnen. Geleitet wurde es von Don Carlos und seiner Frau Donna Rosario, sowie Krissia, einer Mitarbeiterin von Visioneers. Dabei wurden, wie schon in Deutschland, viele verschiedene Themen angesprochen, die uns auf unser Jahr vorbereiten sollten. Beispielsweise ging es um diese Themen: Regeln, Erinnerungen (z.B. regelmäßig Tagebuch schreiben), Adressen (alles andere als eindeutig in Costa Rica), Geld (Währung: Colones), Ängste, Probleme und Gefahren des Landes (Naturkatastrophen, Tiere, Kriminalität). Vieles davon war uns zwar schon bekannt. Einiges, was Don Carlos als Einheimischer erzählen konnte, war uns aber auch noch neu und deshalb sehr hilfreich und interessant.
Neben den Vorträgen und Gruppenarbeiten standen noch einige andere Punkte auf dem Programm. Am zweiten Tag sind wir zum Beispiel alle zusammen in eine große Shoppingmall gefahren, um uns neue costa-ricanische Sim-Karten zu kaufen (der erste Schritt der „Einbürgerung“). Das war zunächst ein bisschen kompliziert, da verschiedene Anbieter zur Auswahl standen, hat aber am Ende gut funktioniert. Außerdem hatten wir schon Zeit, unsere neue Heimatstadt Heredia zu erkunden und uns ein bisschen umzusehen. Heredia ist zwar sehr trubelig, hat jedoch im Unterschied zur Hauptstadt San José, durch seinen Markt, seine alten Kolonialbauten und die zentralen Parks sehr viel Charme.
Während der vier Seminartage haben wir uns zudem wieder mal seeehr viel mit unseren Visa-Unterlagen beschäftigt. Wir sind alle Dokumente zusammen mit Don Carlos durchgegangen, um zu sehen, ob alles vollständig und richtig ausgefüllt ist. Am Ende habe ich dann endlich alles vollständig abgegeben. Der letzte Schritt war dann noch der Besuch bei der Fingerabdruckbehörde in San José. Bald erhalte ich dann hoffentlich die offizielle Aufenthaltsgenehmigung und damit mein Freiwilligen-Visum.
In San José waren wir dann noch alle zusammen essen, bevor es zu den Sprachkursen los ging.
Insgesamt hat mir das viertägige Anfangsseminar in Heredia mit den anderen Freiwilligen sehr gut gefallen und es war ein superschöner Start in mein Freiwilligenjahr.
Der Ausblick von unserem Hostel in San Joaquín de Heredia |
Der Markt in Heredia |
Mamonchinos |
Gruppenfoto beim Anfangsseminar |
Sprachkurs in Turrialba & das Leben in einer costa-ricanischen Gastfamilie
Nach 2 ½ Stunden Busfahrt sind wir 15 Freiwilligen, die den Fortgeschritten Sprachkurs gewählt haben, in Turrialba angekommen. Turrialba ist eine kleine, in den Bergen gelegene Stadt in der Provinz Cartago. In der Zeit des zweiwöchigen Sprachkurses haben wir jeweils zu zweit in Gastfamilien gelebt. Zufälligerweise habe ich mir meine Gastfamilie mit Teresa geteilt, einer deutschen Mitfreiwilligen, die jetzt auch mit mir in der WG in Heredia wohnt. Darüber war ich sehr glücklich, da wir uns so schon gut kennenlernen konnten und uns direkt sehr gut verstanden haben.
Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter Marí, meinem Gastvater José (beides evangelische Pfarrer in der Gemeinde), meinen Gastbrüdern David (23), der noch zu Hause wohnt, und Raúl (30), der schon ausgezogen ist, und Axel (22), einem Freund der Familie.
Als wir dort angekommen sind, wurden wir direkt sehr herzlich willkommen geheißen. In dem Zimmer, dass wir uns zu zweit geteilt haben, hing eine „Bienvenidos“-Girlande und auf den Betten lagen kleine Willkommensgeschenke – darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Am ersten Abend wurde direkt lecker und typisch „Tico“ für uns gekocht. Auch im Laufe der zwei Wochen haben wir immer wieder sehr leckeres Essen bekommen und dadurch schon die große Vielfalt der costa-ricanischen Küche kennengelernt. Einige typische Gerichte: natürlich Gallo Pinto, Rice and Beans (die Ticos legen großen Wert auf den Unterschied zwischen den beiden Gerichten, obwohl es die gleichen Zutaten sind, nämlich Reis und Bohnen;)), Chalupas oder Empanadas. Auch das Frühstück war immer sehr ausgiebig mit Ei in allen möglichen Ausführungen, Maistortillas, Brot und Kaffee. Manchmal haben wir beim Kochen geholfen, damit wir später auch einige typische Sachen bei uns in der WG kochen können. Einen Abend haben wir für die Gastfamilie Kaiserschmarren gekocht, den alle zwar süß, aber sehr lecker fanden.
Unser Zimmer in Turrialba |
Kaiserschmarren in Costa Rica |
Die Abende haben wir fast immer zusammen verbracht und sehr viel über alles mögliche geredet oder Spiele gespielt. Einen Abend haben wir mit David und seiner Freundin eine „Candy-Challenge“ gemacht, wobei wir ganz viele costa-ricanische Süßigkeiten probiert haben und diese dann bewerten sollten. Die meisten waren zwar lecker, meiner Meinung nach kommen sie vom Geschmack aber nicht an die deutschen Süßigkeiten ran;))
Zum einen konnten wir durch die gemeinsame Zeit sehr gut unser Spanisch verbessern und zum anderen haben wir auch schon viel von der costa-ricanischen Kultur erfahren und kennengelernt.
Für unsere Gastfamilien ist vor allem die Religion und der Glaube ein großen Teil der Kultur. Anders als der Großteil der Ticos ist unsere Gastfamilie evangelischen Glaubens und lebt diesen auch im Alltag sehr stark. Vor dem Essen wurde gebetet, sie sind oft zu Gottesdiensten gegangen und haben einmal in der Woche einen Online-Theologiekurs belegt. Generell haben wir bemerkt, dass der Lebensstil eher konservativ ist. Beispielsweise durften Axel und David nicht in unser Zimmer, Davids Freundin, die er schon seit 5 Jahren kennt, darf nicht dort schlafen und die Zimmertür muss immer geöffnet sein, wenn sie da ist. Zudem haben wir in Gesprächen gehört, dass andere Glaubensrichtungen oder Gruppierungen und vor allem der Katholizismus und jegliche Formen des Okkultismus eher abgelehnt werden. Dies ist mir vor allem bewusst geworden, als ich an einem Jugendgottesdienst der Gemeinde teilgenommen habe. Dabei wurden die Ansichten der Gemeinde sehr stark vertreten und oft wurde in den Predigten nach unterstützender Bestätigung der Teilnehmer gefragt. Dieser Teil war insgesamt eine interessante, aber auch ungewöhnliche Erfahrung für mich.
Nach den zwei Wochen konnte ich auf jeden Fall sagen, dass ich mich in der gesamten Zeit sehr wohl bei meiner Gastfamilie gefühlt habe und unglaublich froh bin, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wir haben auch jetzt noch Kontakt zu unserer Tico-Familie und haben uns fest vorgenommen sie in diesem Jahr noch öfter zu besuchen.
Neben dem Leben in der Gastfamilie habe ich natürlich auch bei den Sprachkurseinheiten viel an meinem Spanisch arbeiten können.
Der Kurs hat jeden Tag in der Kirche der evangelischen Gemeinde „La Vid“ im Zentrum Turrialbas stattgefunden, der Kirchengemeinde unserer Gasatfamilien. Unsere Sprachlehrer waren zwei junge Costa-Ricaner, Michael und Merlyn, die beide Englisch studieren. Die beiden haben die gesamten zwei Wochen für uns organsiert und haben sich dabei sehr viel Mühe gegeben, was die Zeit wirklich besonders gemacht hat.
Unter der Woche hatten wir morgens jeweils zwei Unterrichtseinheiten, die jeweils 1 ½ Stunden gedauert haben. Dabei wurde vor allem Grammatik wiederholt, wie z.B. die verschiedenen Vergangenheits- und Zukunftsformen, Indikativ, „Subjuntivo“ (gibt es so in Deutsch nicht), Imperativ, Adverbien, Objektpronomen etc. Auch wenn die meisten von uns in der Schule schon Spanisch hatten, war es sehr hilfreich, alles nochmal aufzufrischen.
Zudem haben wir aber auch über viele andere hilfreiche Themen gesprochen: Wie kaufe ich auf dem Markt ein, wie spreche ich schwierige Wörter aus, was sind typische Tico-Wörter, die man auf jeden Fall kennen sollte und so weiter.
Die Methoden dabei haben immer variiert. Wir haben Aufgaben in unserem Übungsbuch gemacht, im Gespräch über verschiedene Grammatik geredet oder sind nach draußen gegangen, um als Übung mit fremden Leuten Gespräche zu führen. An manchen Stellen war die ganze Grammatik zwar etwas ermüdend, jedoch haben Micheal und Merlyn uns oft abgelenkt. So gab es jeden Tag eine kleine Obstpause nach der ersten Einheit, Michael hat mit uns ein von ihm selbstgeschriebenes Lied („Tierra bonita Tierra de amor“) einstudiert und Merlyn hat uns typisch costa-ricanische Tänze mit den passenden Kleidern gezeigt.
Nach den beiden Einheiten haben wir jeden Mittag zum „Almuerzo“ (Mittagessen) eine leckere Portion costa-ricanisches Essen bekommen und hatten mal wieder viel Zeit zum Quatschen (sowohl auf spanisch als auch auf deutsch;)).
Auch nachmittags hatten wir fast immer Programm. Direkt am ersten Nachmittag hat unser Sprachlehrer Michael uns mit zum Club Leo de Turrialba genommen, der ein großer Teil unserer Zeit dort geworden ist. Der Club Leo, den es weltweit gibt, ist der Lions-Club für junge Leute, die sich sozial engagieren wollen (https://www.lionsclubs.org/de/discover-our-clubs/about-leos).
In den zwei Wochen haben wir ganz viele verschiedene Aktionen und Ausflüge oder Veranstaltungen mit den Leos gemacht und erlebt. Dadurch hatten wir schon direkt am Anfang unseres Jahres super viel Kontakt zu Einheimischen und konnten viele Kontakte knüpfen, die wir auch weiterhin pflegen.
An den Nachmittagen haben wir häufig bei der Leo-Arbeit geholfen, wie z.B. beim Sortieren der Altkleiderspenden. Einen Nachmittag haben wir alle zusammen ein Volleyball-Turnier gespielt, was sich dann hinterher zu einem Sackhüpfwettbewerb entwickelt hat.
Ein Highlight war der Ausflug in die Rollschuhhalle. Unsere Gruppe aus deutschen und einheimischen Leos hat dabei fast die ganze Fläche eingenommen. Danach saßen wir noch lange im Park von Turrialba und haben Eis gegessen.
Der Club Leo hat außerdem ein „Encuentro Cultural“ (Tag der kulturellen Begegnung) im botanischen Garten mit uns organsiert. Sowohl die Ticos als auch unsere Gruppe von Deutschen haben dafür kleine Auftritte und Sketches vorbereitet, die alle unter dem Motto „kulturelle Unterschiede bzw. Besonderheiten in Deutschland und Costa Rica“ standen. Wir Deutschen haben einen Sketch aufgeführt, in dem wir einige deutsche Klischees angesprochen haben, wie z.B., dass die Deutschen im Urlaub morgens früh schon ihre Liegen mit dem Handtuch reservieren. Ich bin mir aber bis jetzt nicht so ganz sicher, ob die Ticos das wirklich verstanden haben. Außerdem haben wir das Lied von Michael alle zusammen vorgesungen.
Auch an diesem Tag gab es eine für uns unterwartete Entwicklung, denn auf einmal hieß es, dass wir eine Matschrallye im strömenden Regen durch den botanischen Garten machen. Dabei mussten wir in Gruppen Aufgaben erledigen, wie z.B. Rätsel lösen oder uns das ein oder andere Mal durch den Matsch suhlen. Am Ende waren wir zwar alle komplett dreckig und nass, hatten aber einen riesigen Spaß dabei. Als wir dann alle wieder einigermaßen sauber und trocken waren, gab es noch deutsches Brot und Kartoffelsalat von uns Freiwilligen, eine Piñata und es wurden viele Fotos als Erinnerung gemacht.
Diesen Tag werde ich auf jeden Fall so schnell nicht wieder vergessen und er hat mir einmal mehr gezeigt, wie offen und herzlich die Ticos sind.
Beim Volleyball-Turnier mit den Leos |
Eine andere Aktivität, die mir sehr gut gefallen hat und Pflichtprogramm ist, wenn man ein Jahr in Costa Rica lebt, waren die drei Tanzkurse, die wir in der Zeit gemacht haben. Die Basics der typischsten Tänze zu können, ist hier in Costa Rica auch wirklich das Mindeste. Ich habe das Gefühl, dass hier wirklich fast alle tanzen können. Wir haben die Tänze Bachata, Salsa und Merengue gelernt und eine kleine Reggaeton-Choreografie einstudiert. Das Ambiente der Tanzstunden war dabei genauso schön, wie die Musik, zu der wir getanzt haben. Die Kurse haben nämlich nicht in einem Tanzstudie stattgefunden, sondern auf der Terrasse der Tanzlehrerin. Der Ausblick war super schön.
Ein weiterer Teil der Sprachkurszeit waren unsere Wochenendausflüge, bei denen wir schon viel vom Land kennenlernen konnten. Am ersten Wochenende ging es zum Catarata (Wasserfall) Aquiares. Zunächst sind wir ca. eine halbe Stunde mit dem Bus gefahren und mussten dann noch ca. 2 Stunden zu dem Wasserfall laufen. Am Anfang war der Weg durch die Kaffeeplantagen noch sehr entspannt. Zum Ende hin wurde es dann aber sehr aufregend, als wir den letzten Kilometer durch einen reißenden Fluss gehen mussten. Zum Glück sind wir alle heile angekommen;) Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Da wir sehr früh dort waren, hatten wir den Wasserfall ganz für uns alleine und konnten sogar darin schwimmen gehen. Ich konnte mir vorher gar nicht vorstellen, wie viel Kraft das Wasser hat, wenn es unten ankommt. Nach unserem Bad haben wir uns noch gesonnt, ein paar Snacks gegessen und natürlich viele Fotos gemacht. Zu Hause angekommen, haben wir unserer Gastfamilie erst einmal die ganzen Bilder gezeigt und uns ausgeruht.
Der zweite Ausflug ging zum Vulkan Turrialba, dem zweitgrößten, aktiven Vulkan Costa Ricas. Nach 1 ½ Stunden Busfahrt sind wir an der „Talstation“ angekommen, von wo aus ein 4 km langer Wanderweg zum Mirador (Aussichtspunkt) geführt hat. 4km klingt zwar nicht viel, wir haben aber trotzdem knapp 2 Stunden gebraucht, da wir auf ca. 3.300m aufgestiegen sind. Auf dem letzten Stück mussten wir aus Sicherheitsgründen sogar Helme tragen, falls der Vulkan plötzlich Steine spuckt. Dabei habe ich mich gefragt, ob uns in dem Fall ein Helm so viel gebracht hätte;)
Auch hier hat sich der Weg definitiv gelohnt. Die Aussicht auf die Kraterseen war atemberaubend. Wir konnten sogar die Schwefelgase beobachten, die von dem Vulkan aufgestiegen sind. Unser Guide hat uns dann noch erklärt, wie so ein Vulkan samt Eruption überhaupt funktioniert.
Der Rückweg ging zwar schneller, dafür aber auch ganz schön auf die Knie. Zur Stärkung gab es an der Talstation für alle leckeres Essen.
Ich bin wirklich unglaublich froh, dass ich in diesen zwei ersten Wochen in Costa Rica schon so viel erleben konnte und so viele nette Menschen kennenlernen durfte. Dementsprechend fiel mir der Abschied von Turrialba, meiner Gastfamilie, den Sprachlehrer*innen und den Leos sehr schwer. Es war aber auch ein schöner Abschied, da sich alle mal wieder sehr große Mühe gegeben haben.
Von Michael und Merlyn haben wir alle ein „Pura Vida-T-Shirt“ als Erinnerung bekommen und wir haben ein letztes Mal gemeinsam unser Lied „Tierra bonita Tierra de amor“ gesungen. Danach haben wir den Nachmittag gemeinsam mit den Leos verbracht. Sie haben für uns gekocht und wir haben ganz viele typisch costa-ricanische Geburtstagsspiele gespielt (darunter auch Reise nach Jerusalem;)) und Karaoke gesungen. Am Ende haben wir noch einen Anstecker geschenkt bekommen auf dem Stand: „Leo de Corazón“ („Leo im Herzen“). Wir haben den Abend dann schließlich gemeinsam im Park mit einem letzten Eis ausklingen lassen.
Dieser Tag hat uns allen gezeigt, dass diese Zeit nicht nur für uns besonders war, sondern auch für die Ticos.
Am nächsten Tag sollte es dann (eigentlich) früh nach San José losgehen. Wir haben uns von unserer Gastfamilie verabschiedet (Marí hat sogar geweint) und sind mit unserem Gepäck zum Treffpunkt gefahren. Der Bus, den Michael für uns gemietet hatte, war nur leider nicht für 15 Leute + Gepäck für ein Jahr vorgesehen. Nachdem der Busfahrer eine Weile versucht hat, unsere Koffer irgendwie auf dem Dach zu befestigen, und eine der Gastmütter schon mit uns zusammen gebetet hat, damit wir sicher ankommen, wurde entschieden, dass das ganze doch zu unsicher ist. Am Ende haben wir uns dann aufgeteilt auf Taxi und Bus und es ging mit 2 Stunden Verspätung los nach San José. Von dort aus sind zwei meiner Mitbewohnerinnen und ich dann endlich nach Heredia gefahren, in unser neues Zuhause.
Für mich war es sehr spannend, das erste Mal unser Haus zu sehen, in dem wir ein ganzes Jahr allein wohnen werden.
Hier einmal die Basics: In unserem Haus wohnen Teresa, Milena, Lilly und ich. Das Haus liegt im Stadtteil San Francisco de Heredia, der sehr zentral ist, sodass wir das Zentrum schnell erreichen können. Wir wohnen in einer Gated Community (Condominio) mit ca. 60 Häusern und einem netten kleinen Park in der Mitte. Von dort aus hat meine eine sehr schöne Sicht auf San José und auf die umliegenden Berge. Das ist vor allem abends sehr beeindruckend. Der Eingang zur Community wird zu jeder Zeit von einem Wächter bewacht, sodass niemand einfach eintreten kann. Dadurch fühlen wir uns hier sehr sicher. Unser Haus bzw. unsere Wohnung besteht aus einem großen Wohnzimmer, einer offenen großen Küche, zwei Schlafzimmern und zwei Badezimmern. Da wir vier Mädels sind, teilen wir uns also jeweils zu zweit ein Zimmer. Wir haben sogar einen kleinen Garten, der durch die Steinmauer ringsherum aber leider nicht besonders einladend ist.
Zwei Minuten zu Fuß entfernt ist direkt ein Supermarkt, was sehr praktisch ist, da wir immer schnell einkaufen gehen können, wenn uns etwas fehlt. 15 Minuten zu Fuß entfernt ist eine riesige Einkaufsmall, das „Oxígeno“, wo es alles gibt, was wir sonst so brauchen.
Unsere Wohnsituation entspricht allerdings nicht der einer „durchschnittlichen“ costa-ricanischen Familie. Das liegt vor allem daran, dass meine Organisation uns vier Freiwillige sicher unterbringen wollte, da wir in einer großen Stadt leben, in der es (in einigen Gegenden) schon Kriminalität gibt. Unser Condominio liegt in einer wohlhabenderen und sichereren Gegend. Manchmal finde ich es etwas schade, da wir so nicht unmittelbar das „normale“ Tico-Leben mitbekommen.
Gegenüber von uns wohnt eine costa-ricanische Familie, zu der wir von Beginn an sehr viel Kontakt hatten. Mittlerweile sind sie schon, wie eine Ersatzgastfamilie für uns geworden, wofür ich sehr dankbar bin. Zu der Familie gehört die Mutter Marcia, der Vater Chico und die 16-jährige Tochter Maria. Vor allem am Anfang waren wir fast jeden Tag dort, da wir selbst noch kein Wlan hatten und dann von dort mit unseren Familien telefonieren konnten. Außerdem helfen sie uns bei allen möglichen Sachen, zum Beispiel wenn unsere Toilettenspülung mal wieder nicht funktioniert oder wenn wir ein Auto brauchen, um große Sachen zu kaufen, die wir nicht tragen können.
Durch sie haben wir die Möglichkeit, auch außerhalb der Arbeit Spanisch zu sprechen und die costa-ricanische Kultur zu erleben, was in unserer deutschen WG leider nicht geht.
Es ist ein sehr schönes Gefühl zu wissen, dass wir immer jemanden haben, der uns hilft und an den wir uns wenden können.
Unser Haus von außen (das Auto gehört leider nicht uns☺) |
Sonnenuntergang aus unserem Wohnzimmerfenster |
Das Condominio Rosedale II |
Die ersten Tage und Wochen mussten wir uns erst einmal darum kümmern unsere Wohnung einzurichten, da wir leider nur Betten vorgefunden haben, als wir angekommen sind. Wir haben alle möglichen Küchenutensilien gekauft, Putzsachen, Regale usw. Außerdem mussten wir uns die ersten Wochen mit einem kleinen Gartentisch und Hockern zufriedengeben. Mittlerweile haben wir aber einen richtigen Tisch☺Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl bei uns, auch wenn einrichtungstechnisch immer noch einige Dinge fehlen. Ich bin aber sicher, dass das mit der Zeit noch kommt. Im Moment kümmern Milena und ich uns erst einmal noch um ein neues Bett, da wir bis jetzt in Hochbetten mit schlechten Matratzen geschlafen haben. Wir wollen uns jetzt neue Matratzen kaufen und ein Paletten-Bett bauen. Auch dabei helfen unsere Nachbarn uns.
Generell gefällt mir das alleine Leben bis jetzt sehr gut, wobei es natürlich auch viele Dinge gibt, an die ich mich erst noch gewöhnen muss (den Mama-Luxus gibt es schließlich nicht mehr). Dazu gehören zum Beispiel die Wocheneinkäufe, das regelmäßige Putzen der gesamten Wohnung, das Kochen, das Waschen und das Spülen (eine Spülmaschine gibt es nicht). Vor allem das Kochen kann manchmal anstrengend sein, da wir nicht nur unser Abendessen kochen, sondern auch für den nächsten Tag das Mittagessen. Wir vier teilen uns die meisten Aufgaben aber sehr gut auf, sodass der Haushalt auf jeden Fall machbar ist. Das Zusammenleben von vier Mädels kann zwischendurch aber auch mal schwierig sein und ab und zu gibt es kleinere Auseinandersetzungen. Im Großen und Ganzen verstehen wir uns jedoch sehr gut. Auch in unserer Freizeit verbringen wir viel Zeit zusammen. Wir kochen abends gemeinsam, verbringen die Wochenenden zusammen und mit Milena gehe ich regelmäßig joggen.
Es gibt natürlich auch viele Vorteile des alleine Lebens. Wir können an den Wochenenden machen, was wir wollen, z.B. viel verreisen, wir können essen, worauf wir Lust haben, und wenn wir mal keine Lust auf Spülen haben, ist das auch in Ordnung. Dazu muss ich aber sagen, dass meine Mitbewohnerinnen und ich schon sehr auf die Ordnung im Haus achten und meistens direkt alles wegräumen.
Ich bin sehr gespannt, wie ich zu dem alleine Leben nach diesem Jahr stehen werde;)
Meine Wochenenden
Wie bereits gesagt, stehen uns die Wochenenden immer zur freien Verfügung. Die ersten Wochenenden haben wir zu Hause in Heredia verbracht, um uns ein bisschen einzuleben. Die Zeit haben wir auch dafür genutzt, uns in der Umgebung von Heredia ein wenig umzusehen. Obwohl Heredia eine der größten und dichtbevölkertsten Städte Costa Ricas ist, ist man sehr schnell im Grünen, da die Stadt von Bergen umgeben ist. Zum Beispiel haben wir mit unseren Nachbarn einen Ausflug zum nahe gelegenen Vulkan Poás gemacht. Die Sicht an dem Tag war leider nicht so gut, sodass wir kaum etwas sehen konnten. Da müssen wir also noch einmal hin. Danach sind wir noch zum Catarata La Paz gefahren, der sehr schön ist.
Bei dem Ausflug ist uns aber aufgefallen, dass wir als Ausländer viel mehr Eintritt für die Nationalparks bezahlen müssen als die Einheimischen. Für den Poás musste ich 15$ Eintritt bezahlen, während die Ticos nur 2$ Eintritt bezahlen mussten. Wenn wir Glück haben, können wir mit unserem Touristenvisum bei manchen Nationalparks auch den Einheimischenpreis bezahlen.
Lilly und ich mit unseren Nachbarn |
Catarata La Paz |
Das "beste" Bild des Tages am Vulkan Poás |
Als zwei andere Freiwillige bei uns zu Besuch waren, sind wir zur Hacienda La Chimba gefahren. Dort gibt es einen 4 km langen Wanderweg durch die Kaffeeplantagen. Wir konnten die Aussicht genießen und die am Weg entlang verteilten Skulpturen bewundern.
La mano del mantra |
Eine der vielen Kaffeepflanzen am Rande des Weges |
In unserer Freiwilligen-Gruppe unternehmen wir sehr viele Sachen gemeinsam und besuchen uns häufig gegenseitig. Das ist sehr praktisch, da wir so auch direkt eine Schlafmöglichkeit in den WGs in vielen Teilen des Landes haben.
An Halloween haben wir uns mit 10 anderen Freiwilligen ein Airbnb in Alajuela gemietet, um ein wenig zu feiern. Die Clubs sind hier wegen Corona leider noch geschlossen. Generell ist die Coronalage in Costa Rica aber momentan relativ entspannt. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 27, weswegen einige Regeln schon gelockert werden. Ab 23 Uhr abends dürfen jedoch keine Ubers mehr fahren. Die Maske tragen die Costa-Ricaner sehr gewissenhaft und nahezu immer. Im Gegensatz zu Deutschland verbessert sich die Situation hier also und geimpft wird auch weiterhin.
Vor zwei Wochen bin ich dann das erste Mal an den Strand gefahren. Ich war für zwei Tage zu Besuch in Jacó an der Pazifikküste. Auch dort konnte ich in der dortigen Freiwilligen-WG schlafen. Die Stadt selbst ist zwar nicht so schön, der Strand dafür aber umso schöner. Jetzt habe ich auf jeden Fall Vorfreude, viele andere schöne Strände Costa Ricas zu bereisen.
Playa de Esterillos Oeste |
Playa de Jacó |
Mein Projekt
Ein großer Teil meines Lebens hier ist natürlich mein Projekt, das Centro Cívico Por la Paz Heredia. Für mehr Informationen zum Aufbau des Projekts könnt ihr auf der Seite „Costa Rica & Mein Projekt“ nachlesen.
Hier arbeite ich zusammen mit Lilly montags bis freitags von 8:30 bis 16:00 Uhr. Morgens laufen wir immer eine halbe Stunde von unserer Wohnung nach Guarrarí, der Stadtteil, in dem das Centro Cívico liegt. Da Guarrarí eines der ärmeren Viertel in Heredia ist und die Kriminalität deswegen sehr hoch ist, fahren wir nachmittags um 16 Uhr mit dem Bus nach Hause oder unser Projektleiter Rafael nimmt uns mit dem Auto mit.
Direkt am Anfang wurden wir sehr herzlich aufgenommen und willkommen geheißen. In den ersten Tagen wurden uns alle Mitarbeiter vorgestellt, die Teil des Centro Cívicos sind und unterschiedliche Aufgaben haben. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir den Aufbau der Einrichtung verstanden haben und wussten, welche Lehrer für welche Bereiche zuständig sind (den vollen Durchblick haben wir immer noch nicht ;)). Vor allem Rafael kümmert sich viel um uns und nimmt sich Zeit, unsere Aufgaben zu planen und mit uns in den Austausch zu kommen.
Durch die bestehende, sehr feste Struktur des Zentrums ist es jedoch schwierig, vollständig „einzudringen“ und an der richtigen Stelle zu unterstützen. Aus diesem Grund werden wir im Laufe des Jahres nicht nur bei den Kursen der Lehrer mithelfen, sondern auch unsere eigenen Kurse anbieten. So haben wir die Möglichkeit, unsere eigenen kreativen Ideen umzusetzen und mit den Kindern in Kontakt zu kommen. Dabei haben wir sehr viele Freiheiten und dürfen uns eigenständig überlegen, was wir gerne anbieten möchten und wie genau wir die Kurse gestalten. Das bedeutet auch, dass wir sehr eigenständig arbeiten müssen und uns Kurse, Aufgaben, Spiele und so weiter selbst ausdenken müssen. Die Planung wird hierbei uns überlassen, sodass wir z.B. über die Anzahl der teilnehmenden Kinder und deren Alter alleine entscheiden können.
Zum Beispiel bieten wir einen Deutsch-Kurs für Kinder zwischen 8 und 11 Jahren an, um ihnen die deutsche Sprache und Kultur näherzubringen. Dies ist am Anfang eine Herausforderung gewesen, gibt uns aber auch die Möglichkeit, viele Erfahrungen zu machen und unsere Spanischkenntnisse auszubauen. Zudem bieten wir Kurse, wie Origami oder „Spiele aus aller Welt“ an.
Leider kommen zu den von uns angebotenen Kursen bisher nur sehr wenige Kinder, da viele zu den Kurszeiten in der Schule sind. Manche Kurse kommen also nicht zustande, wie z.B. mein geplanter Fußballkurs für Mädchen. Dadurch haben wir aktuell nicht so viel zu tun. Teilweise helfen wir Rafael bei Büroarbeiten oder unterstützen einen Lehrer bei seinen Sportkursen. Wir hoffen allerdings, dass wir noch mehr Werbung für unsere Kurse machen können, damit bald mehr stattfinden kann und wir somit auch mehr zu tun haben. Dazu kommt auch, dass wir im Moment noch sehr wenig Kontakt mit den Kindern haben, was ich sehr schade finde. Vor allem für mein Spanisch wäre es sehr hilfreich, wenn ich noch mehr in Interaktion mit den Ticos treten könnte.
Ein großer Vorteil an unserem Projekt ist allerdings, dass wir die Angebote des Centro Cívicos selbst nutzen dürfen. Wir können selbst an den Kursen teilnehmen, im Skatepark das Skateboarden lernen, in den Räumen Yoga machen und bekommen von einem Jungen sogar Gitarren-Unterricht. Einmal in der Woche bleiben wir etwas länger hier und nehmen an einem Zumba-Kurs teil. Dafür kommen auch Milena und Teresa, die in einem anderen Projekt arbeiten, zu uns ins Centro Cívico.
Insgesamt wurden wir in unserem Projekt sehr nett aufgenommen und verstehen uns super mit Rafael und den anderen Lehrern. In Bezug auf unsere Aufgaben hoffe ich aber, dass wir bald noch mehr zu tun haben werden, sodass ich mich noch nützlicher machen kann.
Der Skatepark des Centro Cívicos |
Die Sporthalle des Centro Cívicos |
So, das war es nun mit meinem ersten (langen) Update über mein Leben in Costa Rica. Ich hoffe, dass euch mein Beitrag gefallen hat!
Bei Fragen zu meiner Zeit hier könnt ihr mir gerne eine E-Mail schreiben.
Pura Vida
Eure Greta
Kommentare
Kommentar veröffentlichen