Von Flora und Fauna und dem höchsten Punkt Costa Ricas

Hola aus Costa Rica! 


In diesem Blog melde ich mich mal wieder mit einem Update über die vergangenen Monate. Da wie immer viel los war, und ich vorher nicht zum Schreiben gekommen bin, wird es also mal wieder ein bisschen länger werden. Gleichzeitig wird es, nach meinem aktuellen „Blog-Plan“ wahrscheinlich schon der vorletzte Beitrag von mir aus Costa Rica sein. Kaum zu glauben, dass sich die Zeit so sehr dem Ende zuneigt...  


In der Arbeit hat sich in letzter Zeit nicht viel verändert. Zwei Tage der Woche arbeite ich weiterhin im Centro Cívico und in der Grundschule nebenan und gebe Englischkurse, was mir mittlerweile sogar echt Spaß macht. Die restlichen drei Tage arbeite ich im AIPED, wo ich mich wirklich immer wohler fühle und meine festen Aufgaben habe. Die Usuarios sind mir bereits sehr ans Herz gewachsen und ich gehe immer gerne dort hin. Ich bin wirklich froh, dass sich meine Arbeitssituation so entwickelt hat, wie sie jetzt ist, und ich werde die letzten Wochen noch genießen. 


Meine Arbeitskolleg*innen im AIPED

Actividad del Día del Padre (Vatertag) - Die Piñata darf natürlich nicht fehlen;)

Serenata für die Eltern

Unter der Woche gehe ich weiterhin regelmäßig zum Fußballtraining, unternehme viel mit meinen Mitbewohnerinnen und Nachbarn oder entspanne ein wenig bei uns zu Hause. Irgendwas steht immer an, was unseren Alltag sehr abwechslungsreich macht. Seit Mitte April befinden wir uns aber leider wieder mitten in der Regenzeit, weshalb es fast jeden Nachmittag in Strömen regnet Die Ticos nennen es immer „Aguacero“, was so viel wie Wolkenbruch bedeutet. Dadurch werden wir in unserem Nachmittagsprogramm ein bisschen eingeschränkt und nutzen „Uber“ noch 2-mal mehr als sowieso schon, was unseren Geldbeuteln nicht gerade zugutekommt. Wir machen aber das Beste draus, denn wir sind ja nicht aus Zucker;)


Das Alleine-Leben läuft ebenfalls sehr gut, auch wenn meine Mahlzeiten ab und an ein wenig eintönig sind, die Waschmaschine zwischendurch nicht funktioniert oder mal wieder eine Ameisenplage bekämpft werden muss. Das lässt sich aber zum Glück immer alles schnell regeln, da wir schließlich auch immer auf unsere Nachbarn oder Mario, den Gärtner (der schon so einiges in unserem Haus repariert hat), zählen können.


Ein Highlight der letzten Wochen war tatsächlich mal ein etwas anderer Wocheneinkauf. Unsere Nachbarn haben uns nämlich mitgenommen auf die Feria (Markt) in einem etwas weiter entfernten Stadtteil Heredias. Die Menge an Früchten, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch, die dort verkauft wird, ist gigantisch! Eine riesengroße Halle wird von Freitagabend bis Samstagmorgen wortwörtlich in ein „Paradies“ verwandelt. Beim Reingehen kam uns bereits der frische Lebensmittelgeruch entgegen und alles hat grün, rot, gelb und orange geleuchtet! Beim ersten Besuch haben wir es auch tatsächlich ein wenig übertrieben, da wir alles (vor allem die vielen Früchte) probieren wollten. Alles war super frisch und in gutem Zustand und dazu kommt noch, dass es wirklich preiswert ist. Neben den normalen Lebensmitteln, wie Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten oder Paprika, gab es natürlich viiiiele Sachen, die ich auf einem deutschen Markt nicht in dieser Menge finden würde: unendlich viele Avocados, Ananas in rauen Mengen, Mangos, Pitahayas (Drachenfrucht), Mamon Chinos, Jocotes, Maracuya und vieles mehr! Die Auswahl ist riesig!

Vor allem die heimische Ananas und Avocado werde ich in Deutschland sehr vermissen. Auch wenn ich sie kaufen kann, wird sie sicherlich nicht den gleichen, intensiven Geschmack haben;( 









Unsere Ausbeute

Auch die Wochenenden, Urlaube und sonstigen Ausflüge machen natürlich weiterhin einen seehr großen Teil von unserer Zeit hier aus und sind immer wieder sehr aufregend und spannend! 

In letzter Zeit gab es einige coole Aktionen, von denen ich euch im Folgenden berichten werde☺


Aufstieg zum Pico Blanco 


Anfang April habe ich mit einer Gruppe aus Mitfreiwilligen und Ticos den Pico Blanco in der Nähe San Josés (wortwörtlich) erklommen. 

Das Ziel war es, den Mirador (Aussichtspunkt) pünktlich zum Sonnenaufgang zu erreichen, weshalb wir bereits mitten in der Nacht los sind. 

Bis zum Ausgangspunkt sind wir zusammen in einem kleinen Bus gefahren. Von dort ging es dann ca. 2 Stunden in völliger Dunkelheit den Berg hinauf. Mittendrin hat unser Guide erzählt, dass er den Weg ausschließlich im Dunkeln geht, da die meisten sonst auf der Hälfte wieder umkehren wollen würden, wenn sie den sehr sehr steilen „Weg“ vor sich sehen. Das kann ich mir nur zu gut vorstellen, denn es handelte sich wirklich mehr um einen Klettersteig als einen Wanderweg. Die meiste Zeit mussten wir uns mit all unserer Kraft mit den Beinen hochstemmen und mit den Händen an den nebenstehenden Bäumen und Büschen hochziehen. 

Der anstrengende Aufstieg hat sich aber definitiv gelohnt. Oben angekommen mussten wir noch ca. eine Stunde (leider in der Kälte) warten, bis um 5 Uhr dann die Sonne vor unseren Augen aufgegangen ist. Das beeindruckende Lichtermeer des Valle Central verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in eine zum Leben erwachte Stadt mit all den Einzelheiten, umgeben von den wunderschönen Bergen Costa Ricas. 









Dieses Bild werde ich sicherlich noch lange im Kopf haben und der Ausflug hat mir mal wieder gezeigt, was für ein Glück ich habe, für ein Jahr in so einem schönen Land zu leben und all diese Erfahrungen und Aktivitäten machen zu können!

Nachdem wir die Aussicht eine Weile genossen haben und unser mitgebrachtes Gallo Pinto auf sehr typische Weise mit Tortilla gegessen haben, ging es wieder an den Abstieg, dieses Mal aber über einen anderen, etwas längeren aber auch weniger steilen Weg. Die Stimmung war sehr ausgelassen, alle haben gequatscht und die Aussicht und den Weg genossen. 

Um ca. 8:30 Uhr waren wir dann wieder unten und alle sehr glücklich und müde.


Unterwegs in der Semana Santa (Osterwoche) 


In Costa Rica haben viele Ticos in der Semana Santa Urlaub und fahren an die Strände des Landes. Auch meine Mitfreiwilligen und ich hatten Urlaub und haben es den Ticos gleichgetan und einen einwöchigen Trip geplant. Da wir normal nie so viel Zeit am Stück zum Wegfahren haben, haben wir uns als Reiseziel die sehr weit im Süden gelegene Isla Osa ausgesucht. Fast die gesamte Halbinsel ist Teil des Corcovado-Nationalparks, der eine Fläche von 164 Quadratkilometern hat. Auf dieser Fläche ist der größte Primärwald des amerikanischen Pazifiks, Nebelwald, Mangrovensumpf, unberührte Strände und eine unendliche Artenvielfalt zu finden. National Geographic bezeichnet ihn als den „biologisch intensivsten Ort der Erde in Bezug auf die Biodiversität“. Es gab also viel zu sehen!


Bereits der Weg zu der im Westen der Insel gelegenen Bahía Drake war ein Abenteuer. Es gibt mittlerweile zwar Straßen dorthin, wir haben uns aber für den Seeweg entschieden. Dafür sind wir mit dem Bus nach Sierpe gefahren, wo die Boote in Richtung Bahía (Bucht) Drake ablegen. Zunächst ging es mit dem Boot ca. 40 Minuten durch den Río (Fluss) Sierpe, der gesäumt von Mangroven ist. Nach einiger Zeit haben wir schon gemerkt, dass das Wasser ein wenig unruhiger wurde, was daran lag, dass wir immer näher an das offene Meer rangefahren sind. Der Fluss wurde breiter und nach einer letzten Kurve sahen wir das „wilde“, offene Meer vor uns. Die Wellen waren ziemlich hoch, der Kapitän hat uns aber geschickt durchmanövriert, damit wir nicht von der Seite von einer Welle gepackt werden;) Die Sicht auf die Küste war atemberaubend! Alles was wir sahen war grün und unberührt und die einzelnen Buchten und Strände sahen wunderschön aus. Allein für diese Bootsfahrt hat sich der Ausflug gelohnt. 







Angekommen in Bahía Drake wurden wir am Strand von dem Besitzer unseres Hostels abgeholt, der zufällig auch Deutscher ist und schon seit vielen Jahren dort lebt. Dadurch kannte er sich sehr gut aus und hat uns viel bei der Planung unseres Aufenthaltes geholfen. Wir hatten zwei Hauptprogrammpunkte: eine Schnorcheltour zur nahegelegenen Isla Caño und eine Tour durch den Corvocado-Nationalpark. 

Beide Touren waren sehr professionell durchgeführt, wodurch wir tolle Erfahrungen gemacht haben.

Bei der Schnorcheltour gehörten zwei Schnorchelgänge an verschiedenen Stellen, einige Stunden Aufenthalt auf der Insel mit Aussichtspunkt und der Besuch eines anderen Strandes am Festland, der nur mit dem Boot zu erreichen ist, dazu. Uns wurde also viel geboten. 

Leider hat es am Morgen geregnet, wodurch das Wasser ein bisschen unruhig war und wir am Anfang nicht so viel sehen konnten. Nach kurzer Zeit kam aber die Sonne heraus und wir haben viele bunte Fische beobachten können und auch das Korallenriff der Insel war super schön! Das Highlight des ersten Gangs war definitiv die Sichtung einer Meeresschildkröte, die direkt vor unseren Augen ihre Runden gedreht hat. Wir konnten sie bestimmt 10 Minuten am Stück aus nächster Nähe beobachten, was einmalig war. 

Nach einer kurzen Pause auf der Insel mit einer hammer Aussicht ging es los zum zweiten Schnorchelgang. Auch hier konnten wir wieder viele verschiedene Fische und Korallen sehen. Highlight dieses Gangs: ein Hai, der am Riff entlang geschwommen ist. Ich wusste bereits von meinen Eltern, dass es Haie dort gibt und habe mir schon ausgemalt, dass ich eine Panikattacke bekomme, sobald ich einen Hai erblicke. So war es aber ganz und gar nicht. Es war zwar ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass unter uns sicherlich mehr als nur ein Hai herschwimmt, trotzdem war es so cool, einen Hai mit den eigenen Augen zu sehen, und ich habe mich überhaupt nicht unsicher gefühlt.

Meine größte Angst vor der Tour war tatsächlich, dass ich durch das Bootfahren und Schnorcheln seekrank werde. Das war aber zum Glück nicht der Fall und ich konnte sogar die Zeit im Boot genießen.

Auch der Ausflug zu dem anderen Strand war sehr schön und entspannend, zumal das Schnorcheln wirklich anstrengend war. Die Tour wurde abgeschlossen mit einem gemeinsamen Mittagessen mit Blick auf die Bahía Drake. 

Der Tag war also sehr ereignisreich und aufregend und wir haben sowohl die Natur als auch die Artenvielfalt Corcovados hautnah erleben können. 



Sicht vom Aussichtspunkt auf der Isla Caño


Am nächsten Tag ging es wieder früh raus für uns und zwar in den Corcovado-Nationalpark. Der uns am nächsten gelegene Eingang in den Park war ca. eine Stunde mit dem Boot entfernt, also mal wieder eine entspannte Bootsfahrt mit toller Sicht auf die Küste. Tatsächlich hätte ich sogar einen Delfin neben uns sehen können, nur war ich leider nicht schnell genug, sodass er dann schon wieder untergetaucht war:(

Nachdem wir uns bei der Ranger-Station registriert haben, hat unsere ca. 5-stündige Wanderung durch den Park begonnen. Wir waren eine relativ kleine Gruppe mit Guide (den Park darf man tatsächlich nur mit Guide betreten), was sehr angenehm war, und so haben wir viele Informationen erhalten. 

Vom Strand sind wir immer weiter waldeinwärts gegangen und haben gemerkt, dass der Wald immer dichter wurde. Außer ein paar wenigen Wegweisern und Trampelpfaden war alles komplett unberührt, was die Erfahrung noch besonderer gemacht hat. Was die Sichtung von Tieren anging, hatten wir sehr viel Glück und haben eine Menge sehen können. Hier einmal die Highlights in Bildern: 

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Die Wanderung war zwar sehr anstrengend, da wir viel gegangen sind und es ziemlich schwül war, aber auch dieser Ausflug hat sich definitiv gelohnt! So unberührte Natur und einzigartige Fauna bekommt man schließlich auch nicht alle Tage zu sehen;) 


Im Nachhinein kann ich sogar sagen, dass Corcovado definitiv zu einem meiner Lieblingsorte Costa Ricas gehört und ich große Lust hätte, irgendwann nochmal dort hinzufahren, da ich längst noch nicht alles von der Isla Osa gesehen habe. 

Nach diesen intensiven und ereignisreichen Tagen in Bahía Drake haben wir uns im Anschluss noch ein paar entspannte Strandtage in Dominical und Quepos gegönnt. 


Unser Mitbewohner im Hostel


Das Osterwochenende, sprich Samstag und Sonntag, haben wir sogar in Heredia verbracht und konnten so einige typische Oster-Traditionen miterleben. Am Sonntagmorgen waren wir in der katholischen Ostermesse im Zentrum von Heredia. Die Stimmung war sehr feierlich, es wurde viel gesungen und auch die Predigt war sehr „fröhlich“ und zuversichtlich! 



Danach konnten wir noch eine Osterprozession anschauen, bei der die Passionsgeschichte Jesu dargestellt wurde. Die Teilnehmer waren verschieden verkleidet. Manche haben Heilige dargestellt, andere Engel oder Soldaten. Bei den Kostümen haben sich alle sehr viel Mühe gegeben, weshalb die gesamte Prozession sehr aufwendig und prunkvoll war. 






Mal wieder nach Jacó

Ein anderes Wochenende haben wir uns (dieses Mal mit dem Auto) nach Jacó aufgemacht. Diesen Trip hatten wir schon seit einiger Zeit gemeinsam mit Freunden geplant, die ebenfalls in unserem Condominio wohnen. Dadurch, dass wir ein Auto hatten, waren wir zum einen wirklich schnell da und zum anderen waren wir vor Ort sehr flexibel. So sind wir am Samstag zum Beispiel tagsüber in das ca. 66km entfernte Quepos gefahren, um uns dort einen schönen Strandtag zu machen. Der Strand dort war mal wieder super schön und zum Glück sehr leer. Diese Möglichkeit, mal eben für ein Wochenende an einen tropischen Pazifik- oder Karibikstrand zu fahren, werde ich seeehr vermissen und wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben haben:( Deswegen genießen wir, was das an geht, die Zeit hier in vollen Zügen!





Außerdem war es auch eine spannende Erfahrung, mal mit Ticos an den Strand zu fahren, da sie bekannt dafür sind, ihren halben Hausstand mitzunehmen. Auch wir hatten also eine Hängematte, eine Picknickdecke, einen Klappstuhl, eine Kühltruhe, einen Fußball, eine Musikbox und (ganz wichtig) Sonnenhüte dabei. Gefehlt hat es uns also an nichts☺


Adiós Amor – Christian Nodal live in Costa Rica  


Nachdem wir am Sonntag von unserem Jacó-Strandtrip wieder gekommen sind, ging es am gleichen Abend direkt weiter mit dem Programm: ein Konzert von Christian Nodal im Estadio Nacional de Costa Rica! Kurz zur Erklärung: Christian Nodal ist ein mexikanischer Ranchera-Sänger, dessen Musik in ganz Lateinamerika sehr bekannt ist. Wer mal reinhören möchte, sollte sich „Adios Amor“ und „Ya no somos ni seremos“ anhören (seine bekanntesten Hits). Wir haben uns natürlich fleißig auf das Konzert vorbereitet und einige Texte auswendig gelernt, damit wir (wie die Ticos) auch mitsingen konnten. 

Die Stimmung im Stadion war super, alle haben lautstark mitgesungen und die Lieder live zu hören, ist natürlich nochmal ein ganz anderes Gefühl, als immer nur auf dem Handy.  

Der Besuch hat sich definitiv gelohnt und wenn ich in Deutschland mal zufällig ein Nodal-Lied höre, werde ich sicherlich in Nostalgie schwelgen und mich an diesen Abend erinnern.





Am höchsten Punkt Costa Ricas – Der Aufstieg auf den Chirripo 


Dieser Ausflug Anfang Juni war für mich ein ganz besonderer, denn es ging bei einer zweitägigen Wanderung auf den höchsten Berg Costa Ricas, den Chirripo (3.820m) im Süden des Landes.


Zunächst aber einmal zur Vorbereitung: Den Plan, diese Wanderung zu machen, hatten wir schon von Beginn an. Die Umsetzung hat sich aber leider erstmal als etwas kompliziert herausgestellt. Im Nachhinein war es das aber gar nicht. In den zahlreichen Reiseführern war alles zum Glück sehr ausführlich beschrieben und so haben wir schon relativ weit im Voraus sowohl den Eintritt in den Nationalpark Chirripo als auch die Übernachtung im Camp auf dem Berg reserviert. Das Rahmenprogramm stand also. Als das Datum dann immer näher rückte, wurde uns klar, dass wir uns so langsam mal ein bisschen ausführlicher mit dem Thema beschäftigen sollten, zumal uns viele Tico-Bekannte ziemlich Angst gemacht haben. Aus allen möglichen Ecken haben wir Horrorstories gehört, die besagten, dass der Weg nicht gut ausgeschildert sei, oftmals auf einmal starker Nebel aufziehe und man so nichts mehr sehen könne, der Weg so anstrengend sei, dass man sich intensiv darauf vorbereiten muss, bis hin zu „Der Bekannte eines Bekannten von mir ist abgestürzt und gestorben“. 

Auch unsere Nachbarn haben sich anscheinend große Sorgen um uns gemacht und uns ans Herz gelegt, die Tour doch lieber mit einem Guide zu machen, damit es sicherer für uns ist. 

Ich kann schon mal vorwegnehmen, dass die meisten Leute ein bisschen übertrieben haben und die Wanderung ohne Guide und intensives Wandertraining gut zu meistern war. 

Trotzdem haben wir uns aber natürlich ein bisschen eingelesen und Packlisten und Essenpläne geschrieben. Ein Freund von uns hatte die gleiche Wanderung bereits im Januar gemacht und konnte uns somit viele Tipps geben, was sehr geholfen hat!

Da es dort oben sehr kalt wird, haben wir unsere wärmsten Pullis und Hosen rausgesucht, Regensachen, denn wir haben die Wanderung in der Regenzeit gemacht, Kopflampen, festes Schuhwerk und was man sonst noch so braucht. 

Beim Packen mussten wir jedoch bedenken, dass wir das gesamte Gepäck auf dem eigenen Rücken die 14km bis zum Camp hochtragen müssen. Wir mussten uns also (zu unserem eigenen Wohl) aufs Nötigste beschränken. 

Im Endeffekt hat mein Rucksack 8,5kg gewogen, was ich aber durch den Hüftgurt zum Glück kaum gemerkt habe.


Am ersten Wandertag sind wir bereits um 3 Uhr morgens in unserem Hostel in San Gerardo de Rivas, sehr nah am Eingang zum Nationalpark, wo die Wanderung begonnen hat, aufgebrochen. Ausgerüstet mit Stirnlampen, Handschuhen und Mütze ging es also in völliger Dunkelheit endlich los! Obwohl die ersten Kilometer direkt ziemlich steil waren, habe ich versucht, nicht zu oft zu denken, dass es genauso die nächsten 14km weitergehen wird, was zum Glück ganz gut geklappt hat. Das erste Ziel war zunächst, die 7km Marke zu erreichen, wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen konnten und eine Frühstückspause eingelegt haben. Dort kamen wir erleichtert aber noch voller Motivation für die nächsten 7km an. 


Kurz vor dem Start



Auch diese konnten wir ohne größere Probleme zurücklegen, auch wenn es einige Abschnitte wirklich in sich hatten. Vor allem die letzten zwei Kilometer kurz vor dem Ziel waren sehr steil und haben sich gezogen. Als wir dann das Basecamp erblickt haben, waren wir natürlich froh und stolz auf uns, dass wir den ersten Tag so gut überstanden haben. 






Der erste Blick auf das Camp




In dem Camp hat dann bereits ein ausgiebiges Mittagessen auf uns gewartet, dass wir sehr genossen haben. Den Rest des Tages haben wir uns ausgeruht und mit Tee aufgewärmt. Da oben gab es nämlich keine Heizungen oder ähnliches, weshalb es ziemlich kalt war. Direkt nach dem Abendessen haben wir uns dann auch schon bettfertig gemacht, da wir alle erschöpft waren und Energie für den nächsten Tag tanken mussten. Ich muss zugeben, dass ich zunächst auf Grund der Kälte ein bisschen Angst vor der Nacht hatte. Die zwei Bettdecken, die uns zur Verfügung gestellt wurden, waren aber so dick und warm, dass ich tatsächlich nicht gefroren habe.

Die Nacht war nichtsdestotrotz sehr kurz, da unsere Wecker bereits um 1 Uhr nachts geklingelt haben. Vor allem das Aufstehen war für uns alle eine Überwindung, da wir aus den warmen Betten in die kalten Klamotten schlüpfen mussten... Einmal losgegangen wurde uns durch die Bewegung aber schon gleich wieder warm. 




Tatsächlich waren wir sogar die ersten, die sich auf den Weg gemacht haben, was sehr cool war, da wir so den Weg für uns hatten und als allererste an der Spitze angekommen sind.  

Die fünf Kilometer von der Base bis zum höchsten Punkt Costa Ricas sind wir erneut in völliger Dunkelheit gegangen, was eine tolle Erfahrung war. Das lag insbesondere an dem atemberaubenden Sternenhimmel, den wir die ganze Zeit über uns hatten. So einen Himmel habe ich so noch nie gesehen und wir konnten sogar zwei Sternschnuppen erblicken! 

Durch die Dunkelheit konnten wir aber auch sehr schlecht einschätzen, wo wir gerade herlaufen bzw. wie weit es wohl noch ist. Wir haben zwar viele Bergspitzen um uns herum erahnen können, wussten jedoch nicht, auf welche wir gerade zusteuern.

Der letzte Kilometer vor der Spitze war der aufregendste, da der Weg sich von einem Wanderweg in eine Kletterpartie verwandelt hat. So mussten wir uns den Weg zur Spitze wortwörtlich erklettern, was aber super viel Spaß gemacht hat!

Das Gefühl, die Spitze dann endlich zu erreichen, war der Hammer, vor allem weil wir oben von einer riesigen Costa Rica-Flagge und dem „Cerro Chirripo“-Schild in Empfang genommen wurden. Bevor wir dann den Sonnenaufgang in vollen Zügen genießen konnten, haben wir uns erstmal noch drei weitere Schichten Kleidung übergezogen, was zwar geholfen hat, gefroren habe ich aber trotzdem noch ein bisschen. 




Da wir zum Glück so früh oben angekommen sind, konnten wir den gesamten Sonnenaufgang beobachten, was beeindruckend war, denn plötzlich hat alles um uns herum Farbe und Form angenommen. In der Ferne konnten wir nach einiger Zeit sogar den Pazifik erblicken, wenn wir in die andere Richtung geschaut haben, sahen wir nichts als wunderschöne Berge, vereinzelt verhangen von Wolken, und zwischendrin kleine Bergseen. Diese Aussicht hat definitiv alle meine Erwartungen übertroffen. Mit den folgenden Fotos könnt ihr euch selbst ein Bild machen☺











Obwohl wir schon sehr lange oben geblieben sind und mit die letzten waren, die sich wieder an den Abstieg gemacht haben, wollte ich überhaupt nicht gehen, sondern noch ein bisschen länger die Aussicht genießen. 

Aber auch der Rückweg zum Basecamp war spannend, da wir diesen vorher ja nur im Dunkeln gesehen bzw. nicht gesehen haben. Diesen Weg also nun im Tageslicht zu gehen, war wirklich cool und auch die Aussichten hier waren atemberaubend. So eine unberührte und schöne Natur habe ich bis jetzt in meinem Leben nur selten gesehen! 



Die Spitze des Chirripo




Im Camp haben wir unsere zurückgelassenen Sachen gepackt und uns mit einem Frühstücks-Pinto für den bevorstehenden weiteren Abstieg gestärkt. Die 14km bergab fielen uns auf jeden Fall leichter als am Vortag bergauf, jedoch ging es irgendwann ziemlich auf die Knie... Vor allem die letzten vier Kilometer vor dem Ziel haben sich sehr in die Länge gezogen und wir hatten alle mit unseren Wehwehchen (ob Schmerzen im Knie, den Füßen oder Oberschenkeln) zu kämpfen. Als wir dann nach 5 Stunden unten angekommen sind, waren wir alle sehr erleichtert und happy, dass wir den Trip so gut und erfolgreich überstanden haben. Und vor allem: OHNE REGEN! Diesen hatten wir, da wir die Wanderung in der Regenzeit gemacht haben, fest eingeplant. Wettertechnisch hatten wir also unfassbares Glück, da derselbe Weg mit Regen doch auf jeden Fall unangenehmer gewesen wäre!




Diese Wanderung auf den Chirripo werde ich immer in sehr sehr guter Erinnerung behalten und zähle sie auf jeden Fall zu den Highlights meines Jahres in Costa Rica!  


¡Viva la SELE!


Fußball ist, wie in Deutschland, in ganz Costa Rica ein weit verbreitetes und seeehr beliebtes Thema! Sowohl, wenn es um die heimischen Mannschaften geht als natürlich auch wenn die Nationalmannschaft spielt. An diesen Tagen laufen viele Ticos in ihren Trikots über die Straßen und schauen sich die Spiele in Bars oder zu Hause mit der Familie an. 


Am 14. Juni saß wahrscheinlich ganz Costa Rica vor den Fernsehern, denn die Sele (hier Bezeichnung für die Nationalmannschaft) hat das letzte und entscheidende Qualifikationsspiel für die WM 2022 in Katar gespielt. In diesem Spiel hat Costa Rica gegen Neuseeland gespielt, die in ihren Quali-Gruppen jeweils auf dem Relegationsplatz landeten. Für die Ticos bedeutete das: wenn Costa Rica gewinnt, qualifizieren sie sich für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Für ein so kleines und fußballbegeistertes Land ist das ein sehr große Sache, zumal Costa Rica insgesamt erst an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Da das Spiel um 12 Uhr mittags stattgefunden hat, hat die Regierung den Beamten sogar die Mittagspause verlängert, um das Spiel in Ruhe schauen zu können. Auch ich durfte früher nach Hause gehen und habe somit zumindest noch die 2. Halbzeit gemeinsam mit meinen Nachbarn schauen können. 

Das Endergebnis: 1:0 für Costa Rica durch ein Tor in der 3. Minute.

Als der Sieg feststand, wurde im ganzen Land gefeiert und die meisten sind an dem Tag wahrscheinlich nicht mehr zur Arbeitsstelle zurückgekehrt. Ab dann hieß es nur noch: „Viva la Sele“ oder „Pura Vida en Qatar“!


Auch wir wollten uns diese Feier nicht entgehen lassen und so sind wir am Nachmittag nach San José zur Fuente de la Hispanidad gefahren, wo wirklich der Bär los war. Ich hatte das Gefühl, dass sich das gesamte Valle Central dort versammelt hat, um den Sieg und die Qualifikation für die WM zu feiern. Für die Ticos fühlte es sich scheinbar so an, als hätten sie die WM bereits gewonnen, so glücklich und stolz waren alle. Die ganze Straße, die normal viel befahren ist, hat sich in ein rotes Meer verwandelt. Alle trugen die Trikots der Sele, hatten Flaggen, Trommeln und andere Fanartikel bei sich. Das war wirklich ein einmaliges Erlebnis und ich bin ich sehr froh, dass ich das miterleben durfte. 








Noch dazu kommt, dass Costa Rica zufälligerweise in der Gruppenphase der WM in der gleichen Gruppe wie Deutschland spielen wird. Am 1. Dezember werde ich also sicherlich auch wieder vor dem Fernseher sitzen und das Spiel Deutschland gegen Costa Rica schauen. Je nach Ergebnis entscheide ich mich dann, ob ich für Costa Rica oder Deutschland war;)  


Das war es wieder mal mit meinem Update aus Costa Rica! Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. Ich habe zumindest immer sehr viel Spaß, alle meine Erlebnisse hier aufzuschreiben und teilen zu können! 

Dabei wird mir jedes Mal bewusst, wie viel ich hier erleben darf, wodurch ich meine Zeit hier noch mehr wertschätze. Dieses Gefühl verstärkt sich im Moment natürlich noch mal mehr, da die Zeit sich langsam, aber sicher dem Ende zuneigt, was ich jedoch nicht so richtig wahrhaben möchte. Obwohl ich mich natürlich riesig auf meine Familie und Freunde in Deutschland freue, wird es sicherlich hart, mein Leben hier „hinter mir zu lassen“ und mich von den Menschen und dem Land verabschieden zu müssen. Aber auch das gehört zu dieser Erfahrung dazu und ich nehme es als Herausforderung an! 

Um euch auch an diesem (etwas weniger schönen) letzten Teil meines Jahres teilhaben zu lassen, wird es in dem nächsten Blogartikel um meine letzten zwei Monate und den Abschied von Costa Rica gehen. 


Bis dann und Hasta luego! 


Pura Vida 

Eure Greta   

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