Advent, Advent...
Seit meinem letzten Eintrag ist zwar noch nicht so viel Zeit vergangen, aber trotzdem wollte ich mich vor Weihnachten gerne noch einmal bei Euch melden. Zum einen, damit der nächste Artikel nicht wieder so lang wird ;), und zum anderen, weil es jetzt schon wieder so viel zu erzählen gibt. Trotz des immer noch sehr tropischen Wetters ist nämlich auch hier zu merken, dass Weihnachten vor der Tür steht...
Update: Projekt
Zunächst einmal ein kleines Update zu meinem Projekt: Wie bereits in meinem letzten Artikel erwähnt, haben wir aufgrund der Pandemie leider nur sehr wenig zu tun. Dies hat sich auch in den letzten Wochen nicht verändert. Pro Woche geben wir jeweils zwei Mal für eine Stunde einen Deutschkurs. Das macht auch wirklich Spaß. Es ist jedoch sehr schwierig zu planen, da wir vorher nie wissen, wie viele Kinder genau kommen werden. Oft kommen nur 1 oder 2 Kinder, mit denen man natürlich weniger abwechslungsreiche Dinge machen kann als mit 5 oder mehr Kindern. Trotzdem versuchen wir, immer unser Bestes zu geben, und es ist ein schönes Gefühl, wenn die Kinder in der nächsten Stunde zu mir kommen und stolz die in der letzten Stunde gelernten Vokabeln benutzen.
Da wir aber den Rest der Zeit oft nur rumsitzen oder einige administrative Aufgaben erledigen, werden unsere Ansprüche an das Projekt nicht wirklich erfüllt. Dazu gehört vor allem der Aspekt des Spanischlernens durch den Kontakt mit Kindern aber auch mit Mitarbeiter*innen, der uns sehr fehlt.
Aus diesen Gründen haben wir bereits mit Natascha, der Organisatorin von Visioneers, geredet, die sehr darum bemüht ist, unsere Situation im Projekt schnellstmöglich zu verbessern. Eine mögliche Lösung könnte ein Projektwechsel in ein anderes Projekt hier in Heredia ab dem nächsten Jahr sein. Diesbezüglich steht aber noch nichts fest. Unser Projektleiter Rafael möchte uns als Freiwillige auch im nächsten Jahr noch im Centro Cívico behalten und ist sich sicher, dass wir ab Januar genug zu tun haben werden, sodass ein Projektwechsel nicht mehr notwendig sein könnte.
Ich persönlich fände es sehr schön, wenn wir im CCPH bleiben könnten, kann mir aktuell jedoch nicht vorstellen, dass sich unsere Situation im kommenden Jahr so stark ins Positive verändern wird. Die Pandemie ist leider immer noch da und erschwert vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in großen Gruppen.
Bereits mit Blick auf einen möglichen Wechsel habe ich in den letzten Wochen 3 Tage in einem anderen Projekt in Heredia ausgeholfen. Bei dem Projekt handelt es sich um die Arbeit mit erwachsenen Menschen mit Behinderung, die täglich für einige Stunden in die Einrichtung kommen, um sich zu bewegen, zu basteln und Abwechslung von ihrem alltäglichen Leben zu bekommen.
Die meisten von ihnen haben geistige und körperliche Behinderungen und sind auf Hilfe angewiesen. In dem Projekt bekommen sie diese von den Mitarbeiter*innen und von Freiwilligen, wie z.B. den Müttern oder anderen Angehörigen der Menschen.
Die Atmosphäre dort war sehr schön und entspannt und es wurde viel spanisch geredet. Für mich war es eine total spannende Erfahrung, da ich vorher noch nie mit Menschen mit Behinderung gearbeitet habe. Es war sehr schön zu sehen, wie glücklich und fröhlich alle sind und, dass es keinen Grund gibt, die Menschen zu bemitleiden. Das Beste ist es, gemeinsam mit ihnen fröhlich zu sein, wie es dort alle waren, und die Zeit zu genießen.
Meine Aufgaben an den ersten zwei Tagen waren folgende: Essen austeilen, beim Zähneputzen helfen, tanzen oder gemeinsam basteln.
Am dritten Tag bin ich bei der Jahresabschlussfahrt nach Jacó mitgefahren. Dort haben wir alle zusammen den Tag am Meer verbracht, waren im Pool, es wurde Musik gespielt, wir haben typisch costa-ricanisch gegessen und einen Spaziergang am Strand gemacht.
Ich bin sehr gespannt, wie sich meine Projektsituation im nächsten Jahr entwickeln wird, blicke aber positiv darauf und bin mir sicher, dass es besser werden wird (ob durch mehr Arbeit im Centro Cívico oder den Wechsel in ein anderes Projekt).
Mal wieder Wochenende
Auch meine letzten Wochenenden habe ich wieder sehr genossen und ich konnte viele andere Teile des Landes erkunden.
Das Wochenende vom ersten Advent habe ich in dem kleinen Dorf Palmichal de Acosta in den Bergen verbracht, das ca. 1 ½ Stunden von San José entfernt liegt. Dort habe ich meine Mitfreiwillige Hannah besucht. Die Natur ist wirklich superschön und soweit das Auge reicht sieht man grün.
Am Samstag und Sonntag haben wir bei dem Bau eines Schwimmteiches für Kinder mitgeholfen. Dort mussten wir zunächst 1 ½ Stunden zu Fuß hinlaufen, wobei man die Berge nicht unterschätzen sollte.
Die Arbeit war zwar anstrengend (Beton mischen, Steine schleppen, Schubkarren befüllen...), hat aber auch sehr Spaß gemacht und die Stimmung war wirklich gut.
Ein sehr aufregender Programmpunkt am Sonntag war die „Vorbereitung“ des Mittagessens. Die Truchas (Forellen), die es gab, wurden nämlich frisch gefangen und ausgenommen, wobei wir helfen durften. Das Endergebnis war auf jeden Fall sehr lecker.
Am Montag war Feiertag, sodass ich erst dann erst zurück nach Heredia gefahren bin. Vorher mussten wir für unser Frühstück allerdings noch ein paar Sachen einkaufen, weswegen wir zu einer kleinen Pulpería gelaufen sind. Weshalb ich das erzähle? Der Aufstieg dorthin hatte es wirklich in sich. Ich wage mal zu behaupten, dass ich so einen steilen Berg noch nie hochgegangen bin (siehe Bild, wobei es in echt noch steiler aussah;)). Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, denn oben haben wir uns zur Belohnung eine frische und eisgekühlte Kokosnuss gekauft und getrunken. In solchen Momenten realisiere ich dann, dass ich wirklich in Costa Rica lebe, denn sowas hätte ich in Deutschland bestimmt nicht erlebt.
Ebenfalls mit Hannah habe ich am letzten Wochenende einen Kurztrip nach Montezuma gemacht. Montezuma ist eine Stadt am Pazifik auf der Halbinsel Nicoya. In den Reiseführern wird die kleine Hippie-Küstenstadt immer als Highlight beschrieben, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass sehr viele Touristen und vor allem Deutsche dort waren. Für einen kurzen Trip hat mich das aber nicht gestört und wir sind, was Strand, Meer und Wasserfälle angeht, definitiv auf unsere Kosten gekommen.
Damit es sich auch lohnte, haben wir beide uns den Freitag freigenommen und sind bereits Donnerstagabend losgefahren. Die Anreise ist zwar relativ lang, mit den Bussen klappt alles aber meistens sehr gut, sodass wir keine Probleme hatten. Am Donnerstag sind wir zunächst von San José aus zur Hafenstadt Puntarenas gefahren und haben dort eine Nacht in einem kleinen Hostel geschlafen.
So konnten wir am Freitagmorgen direkt um 7 Uhr (!) die erste Fähre auf die Halbinsel nehmen. Die Überfahrt hat ca. 1 ½ Stunden gedauert und ich habe mich gefühlt, wie auf dem Weg auf eine Nordseeinsel in Deutschland. Fähren passen meiner Meinung nach gar nicht in den Costa Rica-Flair;) Praktisch war es aber allemal.
Von Paquera aus kam direkt ein Bus, der uns zum Curu Wildlife Refuge gebracht hat.
Von dort aus hatten wir nämlich eine Schnorchel-Tour zur Isla Tortuga gebucht. Das war auf jeden Fall ein Highlight für mich. Beim Schnorcheln haben wir viele Fische gesehen und es hat mega Spaß gemacht, im offenen Meer zu schwimmen. Auf der Isla selbst konnten wir rumlaufen, baden und haben eine Kleinigkeit zu Essen bekommen. Das Ambiente war wirklich paradiesisch (türkisfarbenes Meer, fast weißer Sand und direkt dahinter die Palmen).
Auf der Insel haben wir gewartet, bis es dunkel wurde und sind dann noch einmal mit dem Boot rausgefahren, um bei Nacht zu schnorcheln. Im Dunkeln kann man dort nämlich ein Phänomen namens Biolumineszenz beobachten. Dadurch, dass wir uns im Wasser bewegt haben, hat dieses geleuchtet. Wie genau der biologische Prozess dahinter aussieht, weiß ich leider auch nicht... Wen es interessiert, hier der Wikipedia-Artikel dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Biolumineszenz;)
Das war auf jeden Fall ein cooles Erlebnis, wobei kleine Wasserfliegen uns leider daran gehindert haben, besonders lange im Wasser zu bleiben.
Insgesamt war der Tag sehr erlebnisreich und schön!
Samstag und Sonntag haben wir viel Zeit am Strand verbracht und die Sonne genossen. Samstag sind wir zum Playa Grande gelaufen, der ein bisschen außerhalb von Montezuma liegt. Wie der Name schon sagt, war der Strand wirklich riesig und zu unserem Glück fast menschenleer. Bei einem Strandspaziergang haben wir eine Forschungsstation für Schildkröten entdeckt und haben dadurch sogar die einmalige Chance gehabt, zu sehen, wie die kleinen Schildkröten ins Meer entlassen werden.
Außerdem haben wir einen Ausflug zu den Wasserfällen von Montezuma gemacht. Der Weg dahin war sehr abenteuerlich, da man an manchen Stellen richtig klettern musste. Die drei Wasserfälle waren wunderschön und man konnte sehr gut baden. Wenn man zum zweiten und dritten Wasserfall hochgegangen ist, konnte man sogar an der Kante des oberen Wasserfalls sitzen und die Leute unten beobachten. Ein wagemutiger Einheimischer ist sogar von dem höchsten der drei Wasserfälle (ca. 15m) heruntergesprungen.
Abends haben wir das Nachtleben von Montezuma erkundet und uns mit Blick auf das Meer eine Piña Colada genehmigt.
Am Sonntagmittag ging es leider schon zurück. Sicherlich werde wir im Laufe des Jahres aber noch öfters auf die wunderschöne Halbinsel von Nicoya fahren.
Ein weiteres Wochenendprojekt fand bei uns zu Hause in der WG statt. Und zwar haben meine Mitbewohnerin Milena und ich uns endlich unsere langersehnten Palettenbetten gebaut. Die Paletten haben wir sogar geschenkt bekommen und der Gärtner des Condominios hat uns Schleifpapier und andere Utensilien zur Verfügung gestellt. Ein bisschen stolz sind wir schon, dass wir uns ganz alleine darum gekümmert haben und alles gut geklappt hat;) Jetzt schlafen wir auf jeden Fall um einiges besser. Seit letzter Woche haben wir sogar auch endlich neue Matratzen. Jetzt fällt es mir morgens richtig schwer, aus dem Bett zu kommen.
Advent, Advent auch bei 25 Grad...
Jetzt aber endlich zum eigentlichen Thema: Weihnachten (oder hier „navidad“)! Ich kann es wirklich kaum glauben, dass in weniger als einer Woche schon Heiligabend ist. In meinem Kopf hat Weihnachten für mich immer die Halbzeit meines Freiwilligenjahres bedeutet, obwohl ich doch erst bzw. schon drei Monate hier bin. Diese ersten drei Monate sind definitiv wie im Flug vergangen.
Hier hat die Weihnachtsvorbereitung tatsächlich schon sehr früh begonnen. Ab Anfang November gab es schon überall Weihnachtsdeko zu kaufen und in allen Supermärkten wurde englische und spanische Weihnachtsmusik gespielt. Ende November wurden dann auch die ganzen Städte und Häuser geschmückt. Schon ein bisschen ironisch, dass Rentiere und Schneemänner vor den Türen der Häuser stehen und direkt daneben eine Palme rangt. Da musste ich mich erst einmal dran gewöhnen.
Dank unserer Nachbarn wurden auch wir mit reichlich Weihnachtsdeko ausgestattet. Da unsere Nachbarn über Weihnachten nämlich nicht zu Hause sind, haben wir ihren (künstlichen) Weihnachtsbaum für unsere Wohnung bekommen. Hierüber haben wir uns sehr drüber gefreut. Außerdem gab es einen Kranz für unsere Haustür, einen Weihnachtstürvorleger und eine weihnachtliche Tischdecke. In unserer WG haben wir uns sogar gegenseitig Adventskalender mit einigen Kleinigkeiten geschenkt. Außerdem haben wir uns dieses Wochenende selbst Glühwein gemacht und der Geruch hat uns wirklich sehr an kalte Weihnachtsmarktbesuche in Deutschland erinnert.
Vor dem Haus unserer Nachbarn |
Trotz allem bin ich noch nicht richtig in Weihnachtsstimmung... Wie auch, wenn ich am dritten Advent am Strand liege? Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr auf die Weihnachtstage.
Dieses Wochenende mussten zwar noch diverse Weihnachtseinkäufe getätigt werden (auch hier war ich mal wieder zu spät dran), aber morgen werden dann aber ganz offiziell die Weihnachtsferien eingeläutet.
Zunächst geht es für uns zwei Tage an den Pazifik nach Mal País. Von dort fahren wir direkt nach Turrialba, die Stadt, in der unser Sprachkurs stattgefunden hat. Dort verbringe ich die Weihnachtstage bei meiner Sprachkurs-Gastfamilie. Darauf freu ich mich riesig. Zum einen, weil wir unsere Tico-Familie seit dem Sprachkurs nicht mehr gesehen haben, und zum anderen, weil wir so die Möglichkeit haben, ein typisches costa-ricanisches Weihnachtsfest zu erleben. Davon werde ich dann im neuen Jahr berichten.
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Heredia, um die Rucksäcke umzupacken, geht es dann mit fast allen Visioneers-Freiwilligen an die Karibikküste, wo wir eine Woche verbringen werden, um gemeinsam Silvester zu feiern.
So, das war es mal wieder mit meinem Lagebericht aus Mittelamerika und einem kleinen Ausblick auf meine kommenden drei (Urlaubs-) Wochen.
Ich wünsche euch allen ganz Frohe Weihnachten im kalten Deutschland und einen guten Rutsch ins neue Jahr (für euch ist 2022 sieben Stunden früher da als für mich;))!!!
Pura Vida
Eure Greta
P.S.: Ihr könnt gerne mal in der Bildergalerie vorbeischauen. Dort lade ich zusätzlich noch Bilder hoch
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